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Der Mensch als „Superspreader“ pflanzenschädigender Viren

  • maltenevermann
  • vor 1 Tag
  • 8 Min. Lesezeit

Hygienemaßnahmen gegen ToBRFV an Kleidung und Schuhwerk


Das Tomato brown rugose fruit virus (ToBRFV) beschäftigt den internationalen Fruchtgemüseanbau nunmehr seit fast einem Jahrzehnt. Seit seinem ersten Auftreten in Israel und Jordanien wurde das Virus bereits in über 30 Ländern nachgewiesen und verursacht weltweit einen beträchtlichen wirtschaftlichen Schaden.

 

So wird die Erntemenge um 30-70% verringert; zudem kann der Marktwert der Früchte verringert werden, wenn die Tomaten Symptome- zumeist Farb- und Formveränderungen – zeigen. Das Ausmaß der Symptome hängt dabei insbesondere von der Sorte der Wirtspflanze ab; einige neue Tomatensorten sind tolerant gegenüber einer Infektion mit dem ToBRFV und somit weisen die Früchte dann gar keine oder nur sehr schwache Symptome auf.

Betroffen sind Pflanzen sind aber nicht nur Tomaten, sondern auch weitere Pflanzenarten aus den Familien der Amaranthaceae und Solanaceae. Dazu zählen die Kulturpflanze Paprika, Zierpflanzen wie Petunien und Ziertabak und bei uns weit verbreitete Unkräuter wie Fuchsschwanz, Gänsefuß und Schwarzer Nachtschatten.

Innerhalb eines befallenen Pflanzenbestandes, im Freiland, Gewächshaus oder auch im Folientunnel, wird das ToBRFV sehr effektiv mechanisch durch Kontakt zwischen einer infizierten Pflanze oder einem kontaminierten Gegenstand (z.B. Hände, Schuhe, Werkzeuge, Tische, Kisten und Hummeln) und einer gesunden Pflanze. Die hohe Stabilität des ToBRFV ermöglicht dessen Überleben im Boden, in Wasser und auf unbelebten Oberflächen über Monate oder auch Jahre, wenn keine geeignete Wirtspflanze vorhanden ist.

Seit dem 1. Januar 2025 ist das ToBRFV in der EU als Unionsgeregelte Nicht-Quarantäneschädling (RNQP) kategorisiert; eine analoge Regelung gilt in der Schweiz seit dem 1. Juli 2025. Dies bedeutet, dass die Melde- oder Bekämpfungspflicht für das Virus aufgehoben wurde, der Krankheitserreger aber weiterhin offiziellen pflanzengesundheitlichen Maßnahmen unterliegt. Diese zielen darauf ab, einen ToBRFV-Befall bei der Produktion und dem Inverkehrbringen von Jungpflanzen und Saatgut von Tomaten und Paprika zu vermeiden.

Im Tomatenanbau gilt neben Saatgut und Jungpflanzenmaterial vor allem der Mensch als treibende Kraft bei der innerbetrieblichen Verbreitung dieses hochstabilen Virus.

 

Der Mensch als Überträger


Um den Verlauf der Ausbreitung des ToBRFV von infizierten Pflanzen auf entfernte Bereiche des Betriebs zu verstehen, wurden umfangreiche Untersuchungen am Fachgebiet Phytomedizin der Humboldt-Universität zu Berlin* durchgeführt. Dabei wurden sowohl unter anderem Kleidung und Handschuhe, aber auch Oberflächen von verschiedensten festen und beweglichen Gegenständen in der Produktion und den Wohnumfeld der Arbeitskräfte einbezogen.


Abb. 1: Der Mensch im Zentrum der Übertragung des Tomato brown rugose fruit virus (ToBRFV) im gärtnerischen Betrieb und hinein ins Produktionsumfeld (Verpackung/Verarbeitung, Sozialräume, Sanitäranlagen und privater Wohnbereich). Das Virus wird dabei mit infizierten Früchten und anhaftend an Oberflächen beispielsweise von Werkzeugen, Kleidung, Schuhen, Fahrzeugen und Kisten verbreitet.
Abb. 1: Der Mensch im Zentrum der Übertragung des Tomato brown rugose fruit virus (ToBRFV) im gärtnerischen Betrieb und hinein ins Produktionsumfeld (Verpackung/Verarbeitung, Sozialräume, Sanitäranlagen und privater Wohnbereich). Das Virus wird dabei mit infizierten Früchten und anhaftend an Oberflächen beispielsweise von Werkzeugen, Kleidung, Schuhen, Fahrzeugen und Kisten verbreitet.

Die Oberbekleidung der Arbeitskräfte war bereits nach einem Arbeitstag stark mit ToBRFV kontaminiert – unabhängig von dem visuellen Verschmutzungsgrades des jeweiligen T-Shirts (Abb. 2). Sieben Mitarbeitende eines Betriebs mit ToBRFV-Ausbruch waren zu Arbeitsbeginn mit weißen Baumwoll-T-Shirts ausgestattet worden, die am Ende des Arbeitstages wieder entgegengenommen, separat verpackt und einer Untersuchung zugeführt wurden. Getestet auf infektiöse ToBRFV wurden jeweils 16 standardisiert entnommene Stoffstücke von 3x3 cm wobei die Ärmel, die Hüft- und Bauchregion, der Rücken-, der Nacken- und der Brustbereich berücksichtigt fanden. Unbenutzte T-Shirts dienten als Negativkontrolle. Das T-Shirt jedes der sieben Mitarbeitenden wurde erfolgreich zur Infektion von Testpflanzen verwendet. Bei zwei der sieben getragenen T-Shirts waren alle 16 herausgeschnittenen Stoffproben ToBRFV-positiv, und bei fünf weiteren T-Shirts waren 15 der 16 Proben mit ToBRFV kontaminiert. Die Teilproben ohne ToBRFV stammten aus zufälligen Positionen: der Vorder- und Rückseite des T-Shirts sowie den Ärmeln und dem Oberkörper und korrelierten nicht mit dem Verschmutzungsgrad. Wie erwartet war das T-Shirt, das nicht von einem Mitarbeiter im Gewächshaus getragen wurde, vollständig frei von ToBRFV.


Mit dem Beginn intensiver Pflege- und Erntearbeiten, steigt die Infektionsrate in den Beständen daher deutlich an – oftmals bis hin zu einem Vollbefall. Daher wurden gezielte Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen entwickelt, die Gemüsebetrieben helfen sollen, ToBRFV-Infektionen wirksam zu kontrollieren.


Abb. 2: Kontamination von Arbeitskleidung mit ToBRFV bei Pflege- und Erntearbeiten im Tomatenanbau. A: ToBRFV-infizierte Tomatenfrüchte, B: T-Shirt nach einem Arbeitstag bei der Tomatenernte, C: Biotestpflanze nach mechanischer Inokulation mit einem Stoffstück aus dem T-Shirt. Die nekrotischen Lokalläsionen belegen, dass das Stoffstück mit infektiösen ToBRFV kontaminiert ist.
Abb. 2: Kontamination von Arbeitskleidung mit ToBRFV bei Pflege- und Erntearbeiten im Tomatenanbau. A: ToBRFV-infizierte Tomatenfrüchte, B: T-Shirt nach einem Arbeitstag bei der Tomatenernte, C: Biotestpflanze nach mechanischer Inokulation mit einem Stoffstück aus dem T-Shirt. Die nekrotischen Lokalläsionen belegen, dass das Stoffstück mit infektiösen ToBRFV kontaminiert ist.

Virus auf der Kleidung – eine unterschätzte Gefahr


Während der täglichen Kulturarbeiten stehen die Arbeitskleidung wie Hemden, Hosen und Shirts in häufigem Kontakt mit Pflanzen. Das in Pflanzensäften enthaltene Virus kann leicht auf Textilien übergehen, dort haften bleiben und später erneut in den Bestand eingetragen werden.

ToBRFV wird erst bei Temperaturen um 90°C vollständig inaktiviert. Ein Kochwaschgang bei diesen Temperaturen erfordert nicht nur viel Energie, sondern ist auch für Stoffe aus Polyester und Nylon oder entsprechende Mischgewebe ungeeignet insbesondere im Hinblick auf den Erhalt der Farbe und Faserstruktur. Niedrigere Waschtemperaturen bergen allerdings die Gefahr, dass infektiöse Viren über das Abwasser in die Umwelt gelangt.

 




Hygienisierung von Arbeitskleidung


Um Fragen aus der Praxis nach dem Umgang mit der benutzten und zum Teil sehr verschmutzten Arbeitskleidung zu beantworten, wurde eine vergleichende Studie zur Effizienz verschiedener Wasch- und Reinigungs- und Desinfektionsmittel (Tab. 1) zur sicheren Reinigung von ToBRFV-kontaminierter Kleidung angelegt.Dazu wurden Baumwolltextilien standardisiert mit ToBRFV-infiziertem Pflanzensaft kontaminiert, angetrocknet und anschließend mit den unterschiedlichen Reinigungslösungen unter Anwendung der vom Hersteller empfohlenen Anwendungskonzentration behandelt.

 


Kategorie

Produkt

Hersteller

Konzentration (%)

Haushaltswaschmittel

Spee Aktiv Gel

Henkel AG

0,25

Haushaltswaschmittel

Vanish Oxi Action Gel

RB Hygiene Home Deutschland GmbH

2,5

Spezialreiniger

MENNO HORTISEPTCLEAN Plus

MENNO CHEMIE-VERTRIEB GmbH

2

Spezialreiniger

FADEX H+

MENNO CHEMIE-VERTRIEB GmbH

2

Desinfektionsmittel

MENNO Florades

MENNO CHEMIE-VERTRIEB GmbH

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Tab. 1: Zur Reinigung von ToBRFV-kontaminiertem Baumwollgewebe verwendete Wasch-, Reinigungs- und Desinfektionsmittel unter Angabe des Produktnamens, des Herstellers und der Anwendungskonzentration.

 

Die Ergebnisse der Studie waren eindeutig:

  • Die stellvertretend für die Kategorie Haushaltswaschmittel getesteten Produkte Spee Aktiv Gel und Vanish Oxi Action entfernten ToBRFV nicht ausreichend – weder aus dem Gewebe noch aus der Waschlösung.

  • Die in der Kategorie landwirtschaftliche Spezialreiniger getesteten MENNO HORTISEPTCLEAN Plus und FADEX H+ sowie das Desinfektionsmittel MENNO Florades erzielten dagegen eine nahezu vollständige Virusinaktivierung.

  • Auch kontaminierte Waschlösungen ließen sich durch die Zugabe von MENNO Florades nachträglich sicher desinfizieren.

Empfohlene Hygieneroutine für Gartenbaubetriebe zum Umgang mit potentiell mit stabilen Pflanzenviren kontaminierter Arbeitskleidung

  1. Vorreinigung: Getragene Arbeitskleidung nach dem Arbeitstag für mindestens 10 Minuten bei Raumtemperatur in eine Reinigungslösung aus MENNO HORTISEPTCLEAN Plus, FADEX H+ oder MENNO Florades tauchen (z. B. im Waschbottich).

  2. Maschinenwäsche: Vorgereinigte Arbeitskleidung einer konventionelle Maschinenwäsche unterziehen, Haushaltswaschmaschine ausreichend

  3. Nachbehandlung: Die gebrauchte Lösung kann mehrfach verwendet oder mit MENNO Florades (4 %) zur Flächendesinfektion aufbereitet werden.

 

Schuhsohlen – ein oft übersehener Übertragungsweg


Neben der Kleidung bieten sehr häufig auch Schuhe/Stiefel stabilen Pflanzenviren einen Transport zu einer neunen Wirtspflanze an und tragen so zu einer Verschleppung des jeweiligen Krankheitserregers im Betrieb bei.

Einer solchen Verschleppung kann mit Desininfektionsmatten insbesondere an Ein-/Aus und Zugängen entgegengewirkt werden. Versuche mit Desinfektionsmatten, die mit MENNO Florades (4 %) gefüllt waren, zeigten, dass zunächst eine mechanische Reinigung – durch intensives Abtreten oder auch Bürsten – nötig ist, bevor das Desinfektionsmittel seine Wirkung entfalten kann (Abb. 3, 4). In Matten, die lediglich mit Wasser befüllt waren, sammelte sich ToBRFV an und blieb mehrere Tage infektiös – ein eindrucksvoller Beleg für die Notwendigkeit wirksamer Desinfektionslösungen.


Abb. 3: Die Hygienisierung der Schuhsohlen erfordert ein Entfernen des Schutzes/organischen Materials vor der chemischen Inaktivierung in/an der Desinfektionsmatte. Diese physikalische Abreicherung kann über ein intensives Abtreten auf der Desinfektionsmatte erfolgen.
Abb. 3: Die Hygienisierung der Schuhsohlen erfordert ein Entfernen des Schutzes/organischen Materials vor der chemischen Inaktivierung in/an der Desinfektionsmatte. Diese physikalische Abreicherung kann über ein intensives Abtreten auf der Desinfektionsmatte erfolgen.

 

Abb. 4: Wirksamkeit einer Desinfektionsmatte in Kombination mit entionisiertem Wasser und Menno Florades (4 %, Menno-Chemie Vertriebs mbH, Norderstedt, Deutschland) bei mit dem Tomato brown rugose fruit virus (ToBRFV) kontaminierten Naturkautschukträgern in Abhängigkeit vom Ausmaß des Abstreifens der Schuhe auf der Matte. n = 24.
Abb. 4: Wirksamkeit einer Desinfektionsmatte in Kombination mit entionisiertem Wasser und Menno Florades (4 %, Menno-Chemie Vertriebs mbH, Norderstedt, Deutschland) bei mit dem Tomato brown rugose fruit virus (ToBRFV) kontaminierten Naturkautschukträgern in Abhängigkeit vom Ausmaß des Abstreifens der Schuhe auf der Matte. n = 24.


ProfilGate-Sauberlaufzone mit MENNO Florades


Fahrzeuge und Maschinen sind im modernen Gemüsebau unverzichtbar – aber auch potenzielle Träger pflanzenschädigender Erreger. Besonders an Reifen und Rollen können sich Viruspartikel festsetzen und innerhalb des Betriebes weiterverbreitet werden.

Eine aktuelle Untersuchung der Humboldt-Universität zu Berlin (Fachgebiet Phytomedizin) zeigt, dass die Kombination aus einer ProfilGate-Sauberlaufzone und MENNO Florades in der Lage ist, das sehr stabile Tobamovirus ToBRFV an Fahrzeugreifen und -rollen innerhalb weniger Sekunden um 90–99 % zu reduzieren (Abb. 5).

Während die Übertragung von Krankheitserregern mit Werkzeugen gut erforscht und Desinfektionsmaßnahmen in betriebliche Abläufe implementiert wurden, galt die Reifen- bzw. Rollendekontamination lange als Schwachstelle vieler Hygienekonzepte. Die Verwendung von entsprechenden Matten erwies sich in der Praxis häufig als ungeeignet, da beispielsweise das Gewicht der Fahrzeuge/Geräte oder auch scharfkantige Räder die Funktionalität und Lebendsdauer stark einschränkten. Die ProfilGate-Systeme hingegen bestehen aus sehr stabilen Gittermodulen mit vorgespannten Bürstenleisten, die beim Überfahren aktiv die Reifenprofile reinigen (Abb. 6). Die Module sind mit MENNO Florades (4 %) befüllt, wodurch die gereinigten Laufflächen unmittelbar mit Desinfektionsmittel benetzt werden. So werden Schmutz und Viren mechanisch entfernt und anschließend chemisch inaktiviert – vollautomatisch und ohne Zeitverlust.

Bei der praxisnahen Versuchsdurchführung wurden Reifen mit betriebsüblichen Laufflächen aus Polyurethan, Polyamid und Gummi berücksichtigt. Die Laufflächen wurden standardisiert mit ToBRFV-infizierten Pflanzenresten, Tomaten oder auch ToBRFV-kontaminiertes Substrat und definierten reinen ToBRFV-Suspensionen mit verschiedensten ToBRFV-Konzentrationen kontaminiert, nach dem Antrocknen über eine ProfilGate-Zone gefahren und die nach der Überfahrt entnommenen Wischproben einer biologischen Prüfung auf infektiöse ToBRFV unterzogen. Die Untersuchungen zeigten:

  • Auch bei hoher ToBRFV-Kontamination erreichte das System eine Reduktion von 94,4% im Vergleich zur Kontrolle (Abb. 7).

  • Das Material der Lauffläche hatte keinen Einfluss auf den Reinigungserfolg

  • Die Länge der Sauerlaufzone muss an die betrieblichen Gegebenheiten angepasst werden, sollte aber mindestens 5 m betragen.

  • Die Desinfektionslösung im Gittermodul selbst blieb virusfrei, eine Akkumulation konnte ausgeschlossen werden.

 

Abb. 5: Reinigung von mit ToBRFV-infiziertem Pflanzenmaterial verschmutzten Polyurethan-rädern eines Transportwagens durch Überfahren einer Profilgate Sauberlaufzone und Dekontamination der Räder und Inaktivierung des ToBRFV durch MENNO Florades
Abb. 5: Reinigung von mit ToBRFV-infiziertem Pflanzenmaterial verschmutzten Polyurethan-rädern eines Transportwagens durch Überfahren einer Profilgate Sauberlaufzone und Dekontamination der Räder und Inaktivierung des ToBRFV durch MENNO Florades

 

Abb. 6: Profilgate Sauberlaufzone mit MENNO Florades zur Reinigung und Dekontamination von Reifen- und Rollen im Gartenbau
Abb. 6: Profilgate Sauberlaufzone mit MENNO Florades zur Reinigung und Dekontamination von Reifen- und Rollen im Gartenbau

 

Abb. 7: Abreicherung infektiöser ToBRFV von Polyurethanreifen durch Überrollen der ProfilGate-Reinigungszone (5 lfm, 8 Radumdrehungen) in Abhängigkeit von der Viruslast. Die Abreicherung wurde anhand des Mittelwerts der Anzahl nekrotischer lokaler Läsionen (nll) an den Indikatorpflanzen bestimmt. N=48
Abb. 7: Abreicherung infektiöser ToBRFV von Polyurethanreifen durch Überrollen der ProfilGate-Reinigungszone (5 lfm, 8 Radumdrehungen) in Abhängigkeit von der Viruslast. Die Abreicherung wurde anhand des Mittelwerts der Anzahl nekrotischer lokaler Läsionen (nll) an den Indikatorpflanzen bestimmt. N=48

 

Praxis-Tipp

ProfilGate in Kombination mit MENNO Florades sorgt für eine schnelle, zuverlässige und sichere Dekontamination von Reifen/Rollen der Fahrzeuge/ bzw. Wagen im laufenden Betrieb. Eine Installation bietet sich insbesondere für Ein-/Ausgänge sensibler Produktionsbereiche an. So lassen sich Einträge und Verschleppungen von Krankheitserregern effektiv minimieren oder sogar verhindern.

 

Integrieren Sie den Umgang mit Arbeitskleidung und die Nutzung von Desinfektionsmatten ebenso in den betrieblichen Hygieneplan wie das Waschen und Reinigen der Hände.

  • Tauchbehälter für Arbeitskleidung bereitstellen

  • Schuhdesinfektionsmatten regelmäßig erneuern

  • Handschuhe, Werkzeuge reinigen und desinfizieren

  • insbesondere bei langen Haaren können sich Haarnetze als sinnvolle Präventionsmaßnahme erweisen, um die Verschleppung von stabilen Pflanzenviren wie dem ToBRFV Einhalt zu bieten.

 

Hygiene als Baustein eines Versicherungskonzeptes

Die Prävention ist elementarer Bestandteil einer jeden Versicherung mit dem Ziel, vermeidbare Schadauswirkungen abzuwenden. Auch im Gartenbau, insbesondere im integrierten Pflanzenschutz, sind präventive Maßnahme ein unabdingbares Werkzeug um Ertrags- und Qualitätseinbußen zu verhindern. Gleichzeitig stellt sich die Frage: Mit welchen Kosten muss bei einem Hygienekonzept als Präventivmaßnahme zur Verhinderung der Ein- und Verschleppung von Schadorganismen gerechnet werden? Und noch wichtiger – rechnet es sich?

Um diese Fragen zu beantworten, müssen für die Kalkulation zunächst einige Annahmen getroffen werden. Bei modernen Gewächshäusern (GWH) wird mit ca. 40.000 m² Oberfläche je ha Grundfläche gerechnet. In wirksamen Hygienekonzepten muss dabei die gesamte Oberfläche gereinigt und desinfiziert werden. Je m² Flächeneinheit werden dafür 0,2 l Gebrauchslösung für den Reinigungs- als auch den Desinfektionsschritt appliziert. Daraus ergibt sich ein Bedarf von sowohl 8000 l Reinigungslösung als auch Desinfektionslösung je ha Grundfläche GWH. Für die Kostenkalkulation wurden Preise vom Hersteller angefragt. Aus diesen ergibt sich bei der Mengenkalkulation m²-Preise von: ca. 10 Cent für die Reinigung, ca. 55 Cent für die Desinfektion und ca. 6 Cent für die Personalhygiene (pers. Mitteilung Dr. Jens Ehlers, MENNO Chemie Vertriebs mbH).

Somit kann bereits mit einem Aufwand von ca. 70 Cent je m² je Jahr ein umfassendes Hygienekonzept in Ihrem Betrieb etabliert werden. Für solche präventive Hygienemaßnahmen als Versicherungsbaustein im Fruchtgemüseanbau müssen damit zumeist weniger als 1 % des Umsatzes aufgewendet werden. Geboten wird dafür ein wirksamer Schutz gegenüber Pathogen, deren Schäden teils deutlich über 30 % liegen. Ob es sich rechnet, muss jeder Erzeuger selbst entscheiden.

 

Carmen Büttner1 und Martina Bandte2 und Ute Vogler3

1, 2   Humboldt-Universität zu Berlin, ADTI, Fachgebiet Phytomedizin, Berlin, Deutschland

3      Julius Kühn-Institut, Bundesforschungszentrum für Kulturpflanzen, Institut für Pflanzenschutz im Gartenbau und Urbanen Grün, Braunschweig, Deutschland

 
 
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